Geschäftsbericht 2024
Geschäftsbericht
2024
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Interview

Strategische Impulse für eine nachhaltige Zukunft

Das Jahr 2024 war für das Spital Männedorf geprägt von operativen Herausforderungen und anspruchsvollen Rahmenbedingungen im schweizerischen Gesundheitswesen. Verwaltungsratspräsidentin Beatrix Frey-Eigenmann und CEO Stefan Metzker erklären, wie das Spital diese Phase bewältigt und gleichzeitig strategische Impulse für eine nachhaltige Zukunft setzt.

Das Jahr 2024 war erneut finanziell und operativ anspruchsvoll. Was waren aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen?

Beatrix Frey-Eigenmann (B.F.-E.): Die grösste Herausforderung bleibt die anhaltende Diskrepanz zwischen steigenden Betriebskosten und den nur geringfügigen beziehungsweise unzureichenden Anpassungen bei den Tarifen. Die aktuellen Tarife decken die hohen Kosten für Vorhalteleistungen der Spitäler in der Grundversorgung nicht – geschweige denn dass sie wichtige Investitionen in die Zukunft ermöglichen, um beispielsweise die Ambulantisierung oder Verbundlösungen voranzutreiben. Hier braucht es endlich politische Lösungen.

Gleichzeitig waren wir operativ gefordert: Während wir im ersten Halbjahr noch hinter den geplanten Leistungszahlen zurücklagen, erreichten wir ab Herbst regelmässig unsere Kapazitätsgrenzen. Solche Schwankungen sind für ein Spital mit Grundversorgungsauftrag nicht ungewöhnlich – jedoch erschweren sie die interne Einsatzplanung.

Eine weitere Herausforderung war, dass eine Privatklinik aus Rapperswil ein ganzes Ärzteteam aus einem Bereich abgeworben hat, in den das Spital Männedorf über mehrere Jahre investiert hatte, um eine gleichmässigere Auslastung und einen Deckungsbeitrag an die Vorhalteleistungen der Notfallversorgung zu erhalten. Auch hier haben wir es mit einem Systemversagen zu tun, denn diese Möglichkeit zur „Rosinenpickerei“ gefährdet die Grundversorgung.

Herr Metzker, im Vorjahr haben Sie betont, dass das Spital Männedorf trotz Kostendruck weiterhin alles daransetzt, dass die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten an erster Stelle stehen. Wie gelingt es, diese Patientenorientierung sicherzustellen?

Stefan Metzker (S.M.): Dazu gehört, dass wir unsere Angebote konsequent auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in der Region ausrichten. Zudem optimieren wir fortlaufend unsere Abläufe und die Planung, um trotz knapper Finanzen keine Abstriche bei der Behandlungsqualität machen zu müssen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der gezielte Ausbau der ambulanten Leistungen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Entscheidend dafür sind unsere Mitarbeitenden, die sich tagtäglich mit grossem Engagement einbringen und auch unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit leisten.

Sie erwähnen Ihre Mitarbeitenden: Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung. Welche Rolle nimmt das Spital hier ein?

B.F.-E.: Das Spital Männedorf ist nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber in der Region, sondern auch ein wichtiger Ausbildungsbetrieb. Im kantonalen Vergleich bilden wir prozentual überdurchschnittlich viele Fachkräfte im Gesundheitsbereich aus. Damit wirken wir aktiv dem Fachkräftemangel entgegen. Zudem setzen wir bewusst auf attraktive Arbeitsbedingungen und gezielte Personalentwicklung, um qualifizierte Fachpersonen langfristig zu binden – und das mit Erfolg. Eine wesentliche Rolle spielt auch die Unternehmenskultur, die wir bewusst pflegen.

«Wir übernehmen Verantwortung – als wichtiger Arbeitgeber, als Ausbildungsbetrieb sowie für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in der Region.»

Auf der Spitalleitungsebene gab es dieses Jahr Veränderungen. Welche Bedeutung haben diese personellen Entscheide?

S.M.: Zunächst möchte ich an dieser Stelle PD Dr. med. Sven Staender danken, der unser Spital über 25 Jahre als Chefarzt Anästhesiologie & Intensivmedizin sowie als Ärztlicher Direktor entscheidend geprägt hat. Mit der Ernennung von Dr. Dominik Schneider zum Ärztlichen Direktor und von Dr. Severin Urech zum neuen Chefarzt werden frische Impulse gesetzt und neue Sichtweisen in unsere Spitalleitung eingebracht. Damit stärken wir langfristig die Qualität und Innovationskraft unseres Hauses.

Das Spital Männedorf ist etablierter Grundversorger, verfügt aber auch über Spezialbereiche auf Spitzenniveau. Wie gelingt Ihnen dieser Spagat?

S.M.: Wir waren immer der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, hochspezialisierte Bereiche um jeden Preis zu verteidigen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf Bereiche, in denen wir genügend grosse Fallzahlen haben, um eine hohe Expertise bieten zu können. Trotz unseres breiten Angebots gelingt uns das gut. Die Kombination aus gezielten Kooperationen und einer soliden Grundversorgung erlaubt es uns, in ausgewählten Spezialdisziplinen Behandlungen auf hohem Niveau anzubieten, die den Vergleich mit grossen Spitälern nicht scheuen müssen. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Zusammenarbeit im Bereich der Traumatologie und Orthopädie mit der Universitätsklinik Balgrist. Diese Strategie sorgt für Stabilität und stärkt langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Die Ambulantisierung bleibt ebenfalls ein strategischer Schwerpunkt. Welche Bedeutung hat hier das geplante Projekt in Meilen?

B.F.-E.: Die Ambulante Klinik Meilen, die wir gemeinsam mit der Klinik Hirslanden und in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten betreiben wollen, ist für uns strategisch zentral. Sie stärkt gezielt die ambulante Versorgung in der Region und entlastet gleichzeitig die stationären Kapazitäten. Die Bevölkerung erhält ein erweitertes, qualitativ hochstehendes Angebot in Wohnortnähe, und langfristig können wir Kosten senken. Wir sehen dies als wichtigen Schritt in Richtung integrierte Versorgung mit klarem Mehrwert für unsere Patientinnen und Patienten. Das Projekt wurde übrigens auch von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich positiv aufgenommen und unterstützt.

«Unsere Mitarbeitenden sind unser stärkster Erfolgsfaktor. Sie meistern die Herausforderungen im schwierigen Umfeld mit Engagement und Kompetenz.»

 

Das Spital Männedorf zählt zu den wichtigen Arbeitgebern und Ausbildungsbetrieben in der Region. Wird dieser Rolle genügend Beachtung geschenkt?

S.M.: Wir sind uns bewusst, dass das Spital nicht nur in der medizinischen Versorgung, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich eine tragende Rolle für die Region spielt. Mit überdurchschnittlich vielen Ausbildungsplätzen übernehmen wir Verantwortung für die nächste Generation von Fachkräften im Gesundheitswesen. Diese Ausbildungsleistung ist nicht nur für die Region entscheidend, sondern auch überregional, um hohe Versorgungsqualität langfristig sicherzustellen. Zudem ist es wichtig zu betonen, dass die Ausbildung vor allem durch Spitäler mit öffentlichem Leistungsauftrag gewährleistet wird – und nicht durch private Spezialkliniken.

Frau Frey-Eigenmann, welche strategischen Schwerpunkte setzt der Verwaltungsrat für die nächsten Jahre, um das Spital erfolgreich zu positionieren?

B.F.-E.: Unsere Strategie basiert auf drei zentralen Schwerpunkten: Wir wollen die Ambulantisierung weiter vorantreiben, unsere bestehenden Kooperationen festigen und regionale Verbundlösungen prüfen. Zudem investieren wir – wo nötig, sinnvoll und tragbar – gezielt in unsere Infrastruktur. So planen wir den Ersatz der in die Jahre gekommenen Bettenhäuser und die Wärmeerzeugung durch eine ökologisch nachhaltige Seewasser-Heizzentrale. Darüber hinaus optimieren wir laufend unsere Prozesse und engagieren uns weiterhin konsequent für bessere gesundheitspolitische Rahmenbedingungen.

Zum Schluss möchte ich – auch im Namen des Verwaltungsrats und der Spitalleitung – einen grossen Dank aussprechen. Wir sind besonders stolz auf unsere Mitarbeitenden, die einfühlsam, engagiert und sehr professionell handeln, um auch in anspruchsvollen Zeiten die bestmögliche Behandlung und Betreuung unserer Patientinnen und Patienten sicherzustellen.